LaTeX ist eine Textsatzsystem, das darauf ausgelegt ist, gut lesbare Druckdateien zu erstellen. Durch die sehr gute Unterstützung für mathematische Formeln ist es in den MINT-Fächern weit verbreitet, die generirten pdf-Dokumente sind in aller Regel jedoch nicht barrierefrei erfassbar. Im Gegensatz zu gängigen Office-Programmen wie Word ist LaTeX mit einer Programmiersprache zu vergleichen, viel LaTeX-Quellcode besteht aus Formatierungs- und anderen Compilerbefehlen, die nicht auf inhaltlicher Ebene relevant sind. Dadurch werden LaTeX-Dokumente für Blinde und Sehbehinderte mit Screenreadern nur sehr unübersichtlich erfassbar.
Wir wollen hier zwei Methoden aufzeigen. den Umgang mit LaTeX-Quellcode zu vereinfachen.
Pseudo-LaTeX
Unter Pseudo-LaTeX verstehen wir eine strukturlose Verwendung von LaTeX-ähnlichen Befehlen. Diese werden beispielsweise innerhalb eines Word-Dokumentes (oder natürlich auch Alternativen wie OpenOffice) verwendet, um eine Formel darzustellen. Die meisten LaTeX-Befehle, die keine inhaltliche Bedeutung haben, sind für Pseudo-LaTeX irrelevent. Dazu gehören beispielsweise Befehle wie \begin{…}, \includepackage{} und ähnliches. Aus vorhandenem LaTeX-Quellcode kann nun durch Löschen dieser „überflüssigen“ Befehle Pseudo-LaTeX generiert werden. Wann immer möglich, werden dabei Standard-Word Funktionen verwendet, um das Dokument übersichtlich zu gestalten. Dazu gehören beispielsweise die Word Überschriftsfunktion oder Tabellen, nicht aber der Word Formeleditor. Mittels angepasster sogenannter Sprachwörterbücher für gängie Screenreader kann ein Pseudo-LaTeX-Dokument so vorgelesen werden, wie auch eine natürliche Person den LaTeX-Quellcode vorlesen würde. Das Sprachwörterbuch übersetzt einen Pseudo-LaTeX-Befehl wie \Leftrightarrow also etwa in ein gesprochenes „äquivalent zu“. Pseudo-LaTeX hat drei wesentliche Vorteile:
Was ist Pseudo-LaTeX?
Wofür braucht man Pseudo-LaTeX?
Was sind Nachteile von Pseudo-LaTeX?
Ein Pseudo-LaTeX Abschnitt kann nun beispielsweise folgendermaßen aussehen:
1.3.1 Satz:
Die Folge \mklm{(1+ 1/n)^n} ist konvergent und ihr Grenzwert \lim_{n \to \infty} (1+ 1/n)^n=:e liegt zwischen 2 und 3.
Der originale LaTeX-Abschnitt wäre mitunter deutlich komplexer:
\begin{theorem}
Die Folge $\{1+\frac{1}{n})^n\}$ ist konvergent und ihr Grenzwert $\lim_{n\to\infty} (1+\frac{1}{n})^n =: e$ liegt zwischen $2$ und $3$.
\end{theorem}
Aussprachewörterbücher
Aussprachewörterbücher für die Screenreader JAWS und NVDA sind im wesentlichen eine Textdatei, die dem Ausspracheprogramm zur Verfügung gestellt wird.
LaTeX Befehle in LaTeX-Quelldateien oder PseudoTex-Dokumenten werden teils sehr kryptisch ausgesprochen. Um den Lesefluss zu erhöhen, können gängige LaTeX-Ausdrücke und ihre natürliche Aussprache zu den Sprachwörterbüchern hinzugefügt werden. Statt Eckige Klammer auf Null Komma Eins Eckige Klammer zu heißt es dann beispielsweise Das geschlossene Intervall von 0 bis 1. So können entprechende LaTeX beziehungsweise PseudoTex-Dokumente einfacher aufgefasst werden. Die direkte Bearbeitung von Sprachwörterbüchern kann einige Nachteile haben: Ein Sprachwörterbuch für JAWS hat die Dateiendung „.jdf“.
Sprachwörterbücher für LaTeX nutzen
Nachteile von Sprachwörterbüchern
Installation von JAWS Sprachwörterbüchern
Installation von NVDA Sprachwörterbüchern
Editieren von JAWS-Sprachwörterbüchern
Editieren von NVDA-Sprachwörterbüchern
In unserem Downloadportal stehen JAWS und NVDA Sprachwörterbücher zur Verfügung, die eine erste Basis von gängige LaTeX-Befehlen umfassen. Sie werden mit der Zeit noch wachsen und können und sollen von Nutzenden individuell bearbeitet werden.
Die Rechtschreibprüfung in Word kann die Aussprache behindern, wenn beispielsweise LaTex-Ausdrücke als Rechtschreibfehler erkannt werden. Je nach Situation kann es sinnvoll sein, die Rechtschreibprüfung zu deaktivieren oder im Kontextmenü alle ignorieren bzw. zum (Word-)Wörterbuch hinzufügen auszuwählen.