Willkommen auf unserer Seite, auf der wir Ihnen zeigen, wie Sie Literatur für blinde oder sehbehinderte Studierende zugänglich machen können. Wir beginnen mit einem nicht barrierefreien Dokument, das wir in ein zugängliches Format umwandeln möchten.
1. Schritt: Beschaffung des Quelltextes
Wenn Sie Studierende mit einer Sehbeeinträchtigung in einer bestimmten Vorlesung unterstützen, empfiehlt es sich, direkt das Lehrpersonal ansprechen. Auf diese Weise erhalten Sie oft die Lehrmaterialien im Voraus und haben mehr Zeit für die Umsetzung. Insbesondere in den MINT-Fächern ist es häufig möglich, die Literatur als LaTeX-Quelldatei zu erhalten, was die Umsetzung von Formeln erleichtert. Beachten Sie zusätzlich, dass Studierende oft besondere Vorlieben zur Umsetzung haben, für die es sinnvoll sein kann, den Originaltext in verschiedenen Dateiformaten vorliegen zu haben.
An dieser Stelle ist es auch wichtig, zu klären, für welche Verwendungszwecke die barrierefreien Dokumente genutzt werden dürfen und diese Information auch an die betreute Person weiterzugeben, da Lizensierung oft ein wichtiges Thema für das Lehrpersonal ist. Gerne können Sie die Lehrenden hierfür auch auf die Seite LINK verweisen.
Falls ein Studierender eigenständig mit Lehrbüchern oder anderer Literatur auf Sie zukommt, versuchen Sie ebenfalls, diese möglichst in digitaler Form zu beschaffen. Informationen zur Lizensierung in diesen Fällen finden Sie HIER.
2. Schritt: Erstellen eines barrierefreien Dokuments
Als Format für das barrierefreie Dokument bieten sich Textbearbeitungsprogramme wie Microsoft Word oder Libre Office, oder HTML an. Der Vorteil an Textbearbeitungsprogrammen ist, dass sie intuitiv bedienbar sind und eine schnelle und einfache Erstellung von visuellen Hervorhebungen ermöglichen, was für Studierende mit Sehrest hilfreich sein kann. HTML hingegen bietet eine einfache Navigation mithilfe von Screenreadern. Die Wahl des Formats sollte jedoch von den Vorlieben der betreuten Person abhängen. Falls Sie nicht mit HTML vertraut sind, steht ein Konvertierungstool von Word zu HTML zum Download zur Verfügung.
3. Schritt: Umsetzung
Versuchen Sie zunächst, so viel Inhalt wie möglich aus der Originaldatei in die Zieldatei zu übertragen. Sollte Ihnen keine reine Textform der Datei (z.B. eine LaTeX Quelldatei) vorliegen, gibt es zur Unterstützung Programme, die PDF zu TXT umwandeln, oder die Textinhalte aus Scans extrahieren. Hierbei geht oft Struktur verloren und Formeln sind nicht erkennbar, dennoch ist es zeitsparend, den vorhandenen Fließtext nicht händisch abzutippen.
Gehen Sie nun das Dokument Stück für Stück durch und stellen Sie die Struktur anhand des Originales wieder her. Hierbei sollten Sie sich nach dem Original, wie es auch sehenden Nutzern zur Verfügung steht, richten, z.B. dem PDF oder dem gescannten Dokument. Formeln lassen sich am besten in LaTeX-Notation darstellen. Um sie mit einem Screenreader besser lesbar zu machen, können Sie der/dem betreuten Studierenden vorschlagen, Aussprachewörterbücher zu nutzen. Grafische Elemente erhalten zunächst eine textuelle Beschreibung, die später um Zusatzmaterialien ergänzt werden kann.
Zusatzmaterialien
Nicht alle Inhalte lassen sich durch Text darstellen. Insbesondere Abbildungen können problematisch sein. Wir empfehlen daher, wo möglich, die in das barrierefreie Dokument eingebundene Bildbeschreibung um physische Hilfsmittel zu ergänzen, wie zum Beispiel eine taktile Grafik. Taktile Grafiken sind zweidimensionale Abbildungen, die durch verschiedene Verfahren ertastbar gemacht werden. Eine Möglichkeit ist der Schwelldruck, bei dem Schwarz-Weiß-Bilder auf speziell beschichtetes Papier gedruckt und erhitzt werden, sodass die geschwärzten Bereiche ertastbar werden. Ebenso gibt es die Möglichkeit des Prägedrucks oder des Tiefziehverfahrens. Die Wahl des Verfahrens hängt hier essenziell davon ab, welche Hilfsmittel Ihnen zur Verfügung stehen. Eine Übersicht über die verschiedenen Verfahren und die benötigten Hilfsmittel finden Sie HIER. Einige Hilfsmittel ermöglichen auch die Anreicherung taktiler Grafiken mit auditiven Informationen, in sogenannten audiotaktilen Grafiken.
Zuletzt kann es auch hilfreich sein, 3D-Modelle anzufertigen, da die Tiefendimension anhand zweidimensionaler Darstellungen oft nicht erfassbar ist.